Aufgrund der teilweise noch immer anhaltenden Schließung von Bädern ist das Jahr 2020 mit Sicherheit jenes mit den wenigsten abgeschlossenen Schwimmabzeichen und den wenigsten Trainings- und Ausbildungsstunden im ganzen Jahrzehnt. Nachdem zumindest Schwimmkurse wieder erlaubt sind und die Bäder langsam wieder heraufgefahren werden, ist die Stimmung gespalten:
Einerseits sind die Geschäftsführer der Landesschwimmverbände Baden und Württemberg, Holger Voigt und Emanuel Vailakis froh, dass gemeinsam mit dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) ein Leitfaden für den Vereinsbetrieb verfasst werden konnte. Dennoch ist vielerorts noch nicht viel umsetzbar, da die Badbetreiber zurückhalten sind.
Aus ökonomischer Sicht ist nachvollziehbar, dass es bei den Betreibern Bedenken zwecks der Wiedereröffnung gibt. Das gesellschaftliche Problem der nachlassenden Schwimmfähigkeit verschärft sich dadurch jedoch immer weiter. Waren die Zahlen der Wasserflächen schon die letzten Jahr rückläuft, sieht die diesjährige Prognose besonders düster aus: nachdem 2019 über 25.000 Schwimmabzeichen abgenommen wurden, wird mit einem Rückgang von etwas 80% gerechnet. Das würde bedeuten, dass 20.000 Kinder weniger eine Aus- oder Weiterbildung erfahren können.
Das Ganze wieder aufzuholen wird schwierig, schließlich waren die Schwimmkurse vielerorts schon vor Corona mit Wartelisten und Wartezeiten von bis zu einem Jahr versehen.
Die Geschäftsführer der Landesverbänden sind sich einig: es fehlt an verfügbarer und geeigneter Wasserfläche. Neue Bäder legen häufig den Fokus auf den Spaß – damit lässt sich besser Geld verdienen. Eine Schwimmausbildung auf Rutschen oder in Sprudelbecken ist aber leider nicht möglich. Langfristig braucht es einen Plan unserer Regierung und mehr Lehrschwimmbecken, um die Bedarfe zu decken.
Quelle: Nürtinger Zeitung, Artikel vom 11.07.2020